Flussufer

„Nur was wir lieben, schützen wir". Das gilt auch für die einzigartigen Flüsse durch Steyr und ihre begleitenden Uferzonen. 

Ein Grund für das Entstehen unserer Initiative ist ja, dass Bäume aus kommunaler Sicht vorrangig als Gefahrenquelle betrachtet werden. Das gilt auch für die Uferbäume. So heißt es, alte Bäume, die umstürzen, würden den Hochwasserschutz beeinträchtigen, verklausen und die Gitter der Stauwerke und die Brückenpfeiler gefährden. Außerdem können von Bäumen alte, dürre Äste abfallen und Menschen auf den Wegen darunter Schaden zufügen - die Kommunen müssten dafür haften. 

Neben dem Biber gibt es somit also noch jede Menge weiterer Gründe, um das Schlägern von Uferbäumen zu rechtfertigen. So wurden heuer der 25jährige Baumbestand entlang des Ennsufers zwischen Eisenbahnbrücke und Schönauer Brücke sowie von der Rederbrücke Richtung Ennsknie flussabwärts radikal dezimiert. 

 

Mit dem Fällen der großen, alten Bäume fällt jedoch auch der Lebensraum für unzählige Tiere entlang des Ufers weg. Die ein Vierteljahrhundert alten Uferbäume sind bzw. waren mit ihrem üppigen Umfang und Überhang der Zweige in die Enns ein ideales Versteck für Enten, Vögel, Schmetterlinge und Insekten. 

 Auch für die Fische im Wasser ist der Schatten wichtig, nur so werden die Uferzonen des Flusses ausreichend kühl. Wird es im fliessenden Wasser zu warm, verschwinden viele Fischarten unwiederbringlich. Deshalb ist die Höhe und der Umfang der Bäume so wesentlich und nicht durch niedere Sträucher, für die ja oft plädiert wird, zu ersetzen. 
 

Die scheinbar so unwichtigen, minderwertigen Uferbäume werden oft als Gestrüpp und Gesträuch abgetan: „ Weiden wachsen eh sofort wieder nach. Oder: "In 25 Jahren schaut es hier wieder so aus wie jetzt!", und dergleichen bekommt man zu hören. Dabei leisten sie überlebensnotwendige Kühlung und Beschattung für alle Lebewesen entlang des Wassers, auch für Menschen. 



 Wie wohltuend ist es doch, an einem Hochsommertag, nachdem man schwitzend über den backofenheissen Stadtplatz keucht, endlich Richtung Garsten in den Unteren Schiffweg entlang der Enns in eine andere Klimazone einzutauchen: der schattige Weg mit angenehm frischer Brise und der dichten Allee der im Wasser säuselnden Weiden: eine Augen- und Ohrenweide, die reinste Erholung von der Hitze und insgesamt auch seelisch ein Aufatmen, das sich da einstellte - vor der Schlägerung. 
 

Je vielfältiger die Biodiversität - auch entlang der Uferzonen - umso lebendiger, reichhaltiger, resilienter und ästhetischer ist der Lebensraum und umso wohltuender ist auch die Wirkung auf uns Menschen. 

 „Der Mensch merkt ja intuitiv:  das ist eine Landschaft, in der ich überleben könnte" (DI Klaus Michor im Ö1 Radio-Kolleg, 1.6.2021 „Biodiversität in Österreich"). 

Um gleich bei diesem Teilstück der Enns zu bleiben, ist uns eigentlich folgendes bewusst: Vom Kraftwerk Garsten abwärts durch das Stadtgebiet von Steyr befindet sich mit fünf Kilometern die einzige Fließ-Strecke der Enns in Oberösterreich? Überall sonst ist die Enns in eine Kette von Kraftwerken gezwängt.

Im innerstädtischen Gebiet kann der Fluss wenig aus -  ein Korridor an gepflasterter Uferbefestigung, der noch aus der Zeit der Floß-Bewirtschaftung stammt, beengt den Fluss. Im Laufe der Jahre brachten die Hochwässer jedoch genug Schlamm und Erde, sodass die Bepflasterung im Laufe eines Vierteljahrhunderts mit hohen Bäumen und Sträuchern zuwuchs.

Zeitgemäße Ansätze und Fragen 

  

  • Wo könnte diese längst überflüssige Bepflasterung, wenn auch kleinräumig, zurück genommen werden, damit die Wurzeln der Bäume ausreichend Platz finden und das Ufer auf natürliche Weise Halt bekommt?
  • Wie und wo könnten Akzente der Re-Naturierung der Enns gesetzt werden, und so dem Fluss mehr Spielraum gegeben werden?

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